Brauerei Wenzl: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Brauerei Wenzl“''' war eine Brauerei in der Innviertler Gemeinde Lochen im Bezirk Braunau am Inn (Oberösterreich). Die vermutlich im 17. Jahrhundert gegründete Brauerei wurde 1927 geschlossen.
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Die '''Brauerei Wenzl''', auch '''Brauerei Haring''' bzw. '''Brauerei Feichtner''' war eine Brauerei in der Innviertler Gemeinde [[Lochen am See]] im Bezirk Braunau am Inn (Oberösterreich). Die vermutlich im 17. Jahrhundert gegründete Brauerei wurde 1918 geschlossen.
  
 
== Geschichte ==
 
== Geschichte ==
Die Brauerei Wenzl soll bereits im 17. Jahrhundert gegründet worden sein,<ref name="BRAUTOPO">[http://brautopo.webnode.at/oberoesterreich/ BRAUTOPO] Österreichische historische Brauereitopographie</ref> wobei im Jahr 1853 eine Maria Feichtner als einzige Bierbrauerin sowie Gastwirtin in Lochen genannt wird.<ref>[https://books.google.at/books?id=d5g7AAAAcAAJ&pg=PA150 Handels- und Gewerbe-Adressen-Buch für Oesterreich ob der Enns. Linz 1853, S. 150]</ref> Die Brautradition dürfte von der Familie Haring weitergeführt worden sein, wobei Jakob Haring im Braujahr 1891/92 744 hl<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwi&datum=18920730&seite=6 Neue Warte am Inn, 30. Juli 1892, S. 6]</ref> und 1892/93 624 hl Bier herstellte.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwi&datum=18931021&seite=5 Neue Warte am Inn, 21. Oktober 1893, S. 5]</ref> Im Jänner 1894 heiratete Franz Wenzl Marie Haring, die angehende Besitzerin des Bräuanwesens in Lochen. Wenzl führte in der Folge den Betrieb weiter und wurde im Braujahr 1893/94 bereits als Brauerei des Bräugasthofes mit einem Ausstoß von 648 hl ausgewiesen.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwi&datum=18941020&seite=4 Neue Warte am Inn, 20. Oktober 1894, S. 4]</ref> Unter Wenzl scheint der Betrieb stark expandiert zu haben, den im Sudjahr wurde für die Brauerei ein Ausstoß von 1728 hl gemeldet. Franz Wenzl dürfte ein umtriebiger Mann gewesen sein, der sich als Viehhändler betätigte, an Schlittenrennen teilnahm<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwi&datum=18960118&seite=3 Neue Warte am Inn, 18. Jänner 1896, S. 3]</ref> und seinen Besitz durch Immobilienkäufe vermehrte. So kaufte Wenzl 1909 das Endhammergut in Feldbach für 24.000 Kronen,<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwi&datum=19090605&seite=6 Neue Warte am Inn, 5. Juni 1909, S. 3]</ref> und noch im selben Jahr die Brandruine des Maßlhauses in Gebertsham.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwi&datum=19091204&seite=5 Neue Warte am Inn, 4. Dezember 1909, S. 5]</ref> 1910 ging auch der Tannberg bei Lochen mit ausgedehntem Waldbesitz zur Hälfte an Wenzl.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwi&datum=19101016&seite=5 Neue Warte am Inn, 16. Oktober 1910, S. 5]</ref>
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Die Brauerei Wenzl soll bereits im 17. Jahrhundert gegründet worden sein,<ref name="BRAUTOPO">[http://brautopo.webnode.at/oberoesterreich/ BRAUTOPO] Österreichische historische Brauereitopographie</ref> wobei im Jahr 1853 eine Maria Feichtner als einzige Bierbrauerin sowie Gastwirtin in Lochen genannt wird.<ref>[https://books.google.at/books?id=d5g7AAAAcAAJ&pg=PA150 Handels- und Gewerbe-Adressen-Buch für Oesterreich ob der Enns. Linz 1853, S. 150]</ref> 1868 wird ein Felix Feichtner, Brauerei als Besitzer der Brauerei in Lochen genannt.<ref>[http://www.brauwesen-historisch.de/Oesterreichl.html Historisches Brauereiverzeichnis Österreich]</ref> Die Brautradition dürfte von der Familie Haring weitergeführt worden sein, wobei Jakob Haring im Braujahr 1891/92 744 hl<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwi&datum=18920730&seite=6 Neue Warte am Inn, 30. Juli 1892, S. 6]</ref> und 1892/93 624 hl Bier herstellte.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwi&datum=18931021&seite=5 Neue Warte am Inn, 21. Oktober 1893, S. 5]</ref> Im Jänner 1894 heiratete Franz Wenzl Marie Haring, die angehende Besitzerin des Bräuanwesens in Lochen. Wenzl führte in der Folge den Betrieb weiter und wurde im Braujahr 1893/94 bereits als Brauerei des Bräugasthofes mit einem Ausstoß von 648 hl ausgewiesen.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwi&datum=18941020&seite=4 Neue Warte am Inn, 20. Oktober 1894, S. 4]</ref> Unter Wenzl scheint der Betrieb stark expandiert zu haben, den im Sudjahr 1895 wurde für die Brauerei ein Ausstoß von 1728 hl gemeldet. Franz Wenzl dürfte ein umtriebiger Mann gewesen sein, der sich als Viehhändler betätigte, an Schlittenrennen teilnahm<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwi&datum=18960118&seite=3 Neue Warte am Inn, 18. Jänner 1896, S. 3]</ref> und seinen Besitz durch Immobilienkäufe vermehrte. So kaufte Wenzl 1909 das Endhammergut in Feldbach für 24.000 Kronen,<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwi&datum=19090605&seite=6 Neue Warte am Inn, 5. Juni 1909, S. 3]</ref> und noch im selben Jahr die Brandruine des Maßlhauses in Gebertsham.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwi&datum=19091204&seite=5 Neue Warte am Inn, 4. Dezember 1909, S. 5]</ref> 1910 ging auch der Tannberg bei Lochen mit ausgedehntem Waldbesitz zur Hälfte an Wenzl.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwi&datum=19101016&seite=5 Neue Warte am Inn, 16. Oktober 1910, S. 5]</ref>
  
 
Wenzls Leben war jedoch auch von Schicksalsschlägen geprägt. Am 28. Jänner 1907 brach ein Brand in seiner Brauerei aus,<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwi&datum=19070209&seite=7 Neue Warte am Inn, 9. Februar 1907, S. 7]</ref> 1909 verstarb sein Sohn Karl Wenzl im Alter von nur 21. Jahren.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwi&datum=19090213&seite=11 Neue Warte am Inn, 13. Februar 1909, S. 11]</ref> Wenzls Brauerei gehörte nicht dem Bierkartell an und wurde in einem Zeitungsbericht im Jahr 1908 für sein „gutes, billiges Bier“ gelobt, dass er seinen Gästen sowie an seine Wirte verkaufte.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwi&datum=19080905&seite=5 Neue Warte am Inn, 5. September 1908, S. 5]</ref> Wenzl starb 9. Dezember 1913 im 57. Lebensjahr<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=tpt&datum=19131213&seite=3 Tages-Post, 13. Dezember 1913, S. 3]</ref> und vererbte seine Brauerei an Rosa Wenzl, die am 29. Mai 1917 Brauereibesitzersohn Josef Kriechbaum aus Straßwalchen heiratete.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=lvb&datum=19170602&seite=3 Linzer Volksblatt, 2. Juni 1917, S. 3]</ref>
 
Wenzls Leben war jedoch auch von Schicksalsschlägen geprägt. Am 28. Jänner 1907 brach ein Brand in seiner Brauerei aus,<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwi&datum=19070209&seite=7 Neue Warte am Inn, 9. Februar 1907, S. 7]</ref> 1909 verstarb sein Sohn Karl Wenzl im Alter von nur 21. Jahren.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwi&datum=19090213&seite=11 Neue Warte am Inn, 13. Februar 1909, S. 11]</ref> Wenzls Brauerei gehörte nicht dem Bierkartell an und wurde in einem Zeitungsbericht im Jahr 1908 für sein „gutes, billiges Bier“ gelobt, dass er seinen Gästen sowie an seine Wirte verkaufte.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwi&datum=19080905&seite=5 Neue Warte am Inn, 5. September 1908, S. 5]</ref> Wenzl starb 9. Dezember 1913 im 57. Lebensjahr<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=tpt&datum=19131213&seite=3 Tages-Post, 13. Dezember 1913, S. 3]</ref> und vererbte seine Brauerei an Rosa Wenzl, die am 29. Mai 1917 Brauereibesitzersohn Josef Kriechbaum aus Straßwalchen heiratete.<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=lvb&datum=19170602&seite=3 Linzer Volksblatt, 2. Juni 1917, S. 3]</ref>
  
Im Jahr 1927 soll der Braubetrieb in Lochen eingestellt worden sein,<ref name="BRAUTOPO" /> jedoch betrieb die Familie Kriechbaum insgesamt fast 100 Jahre den „Bräugasthof Kriechbaum“ in der Keltenstrasse 2 weiter. 1997 hatte Johann Kriechbaum den Bräugasthof bereits in dritter Generation übernommen,<ref>Das kann nur Lochen sein ... Zeit vergeht - Heimat besteht. S. 367</ref> musste den Gasthausbetrieb jedoch um 2012 aus gesundheitlichen Grüden einstellen. In der Folge kaufte die Gemeinde Lochen 2014 den Bräugasthof und verpachtete ihn ab 2015 an Daniel Wehrli.<ref>[http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/innviertel/braunau/Statt-Spott-und-Hohn-wird-im-Zentrum-von-Lochen-wieder-Schnitzel-serviert;art14857,1624113 Oberösterreichische Nachrichten]: „Statt Spott und Hohn wird im Zentrum von Lochen wieder Schnitzel serviert“, 29. Jänner 2015</ref>
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Im Jahr 1918 soll der Braubetrieb in Lochen eingestellt worden sein,<ref name="BRAUTOPO" /> jedoch betrieb die Familie Kriechbaum insgesamt fast 100 Jahre den „Bräugasthof Kriechbaum“ in der Keltenstrasse 2 weiter. 1997 hatte Johann Kriechbaum den Bräugasthof bereits in dritter Generation übernommen,<ref>Das kann nur Lochen sein ... Zeit vergeht - Heimat besteht. S. 367</ref> musste den Gasthausbetrieb jedoch um 2012 aus gesundheitlichen Grüden einstellen. In der Folge kaufte die Gemeinde Lochen 2014 den Bräugasthof und verpachtete ihn ab 2015 an Daniel Wehrli.<ref>[http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/innviertel/braunau/Statt-Spott-und-Hohn-wird-im-Zentrum-von-Lochen-wieder-Schnitzel-serviert;art14857,1624113 Oberösterreichische Nachrichten]: „Statt Spott und Hohn wird im Zentrum von Lochen wieder Schnitzel serviert“, 29. Jänner 2015</ref>
  
 
== Einzelnachweise ==
 
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[[Kategorie:Ehemalige Brauerei (Oberösterreich)]]
 
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[[Kategorie:Gegründet im 17. Jahrhundert]]
 
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Aktuelle Version vom 1. Juli 2016, 13:58 Uhr

Brauerei Wenzl
Adresse Lochen 2 (Keltenstrasse 2)
Ort 5251 Lochen am See
Bezirk Braunau am Inn
Bundesland Oberösterreich
Geschlossen 1918
Brauereityp Kleinbrauerei

Die Brauerei Wenzl, auch Brauerei Haring bzw. Brauerei Feichtner war eine Brauerei in der Innviertler Gemeinde Lochen am See im Bezirk Braunau am Inn (Oberösterreich). Die vermutlich im 17. Jahrhundert gegründete Brauerei wurde 1918 geschlossen.

Geschichte

Die Brauerei Wenzl soll bereits im 17. Jahrhundert gegründet worden sein,[1] wobei im Jahr 1853 eine Maria Feichtner als einzige Bierbrauerin sowie Gastwirtin in Lochen genannt wird.[2] 1868 wird ein Felix Feichtner, Brauerei als Besitzer der Brauerei in Lochen genannt.[3] Die Brautradition dürfte von der Familie Haring weitergeführt worden sein, wobei Jakob Haring im Braujahr 1891/92 744 hl[4] und 1892/93 624 hl Bier herstellte.[5] Im Jänner 1894 heiratete Franz Wenzl Marie Haring, die angehende Besitzerin des Bräuanwesens in Lochen. Wenzl führte in der Folge den Betrieb weiter und wurde im Braujahr 1893/94 bereits als Brauerei des Bräugasthofes mit einem Ausstoß von 648 hl ausgewiesen.[6] Unter Wenzl scheint der Betrieb stark expandiert zu haben, den im Sudjahr 1895 wurde für die Brauerei ein Ausstoß von 1728 hl gemeldet. Franz Wenzl dürfte ein umtriebiger Mann gewesen sein, der sich als Viehhändler betätigte, an Schlittenrennen teilnahm[7] und seinen Besitz durch Immobilienkäufe vermehrte. So kaufte Wenzl 1909 das Endhammergut in Feldbach für 24.000 Kronen,[8] und noch im selben Jahr die Brandruine des Maßlhauses in Gebertsham.[9] 1910 ging auch der Tannberg bei Lochen mit ausgedehntem Waldbesitz zur Hälfte an Wenzl.[10]

Wenzls Leben war jedoch auch von Schicksalsschlägen geprägt. Am 28. Jänner 1907 brach ein Brand in seiner Brauerei aus,[11] 1909 verstarb sein Sohn Karl Wenzl im Alter von nur 21. Jahren.[12] Wenzls Brauerei gehörte nicht dem Bierkartell an und wurde in einem Zeitungsbericht im Jahr 1908 für sein „gutes, billiges Bier“ gelobt, dass er seinen Gästen sowie an seine Wirte verkaufte.[13] Wenzl starb 9. Dezember 1913 im 57. Lebensjahr[14] und vererbte seine Brauerei an Rosa Wenzl, die am 29. Mai 1917 Brauereibesitzersohn Josef Kriechbaum aus Straßwalchen heiratete.[15]

Im Jahr 1918 soll der Braubetrieb in Lochen eingestellt worden sein,[1] jedoch betrieb die Familie Kriechbaum insgesamt fast 100 Jahre den „Bräugasthof Kriechbaum“ in der Keltenstrasse 2 weiter. 1997 hatte Johann Kriechbaum den Bräugasthof bereits in dritter Generation übernommen,[16] musste den Gasthausbetrieb jedoch um 2012 aus gesundheitlichen Grüden einstellen. In der Folge kaufte die Gemeinde Lochen 2014 den Bräugasthof und verpachtete ihn ab 2015 an Daniel Wehrli.[17]

Einzelnachweise

Literatur

  • Das kann nur Lochen sein ... Zeit vergeht - Heimat besteht. Ried im Innkreis 2005

Weblinks